Spielen gehört bei Mensch und Tier zum wesentlichen Teil der Kindheit. Es dient als Erfahrungsraum, in dem man sich selbst - auch in der Interaktion mit anderen - erforscht, die eigene Körperlichkeit erfährt und die Welt der Erwachsenen imitiert. Leider wird dem Spielen mit zunehmendem Alter immer weniger Wert und Zeit zugestanden. Durch Erkenntnisse der Wissenschaft wird immer klarer, dass Spielen zu den existenziellen Bedürfnissen von Kindern gehört und eine sehr effektive Form des erfahrungsbasierten Lernens ist.
Besonders das freie und selbst organisierte Spiel ist für die Entwicklung von Kindern enorm wichtig. Hier können sie eigene Welten erschaffen, Abenteuer suchen, kreativ gestalten und auf diese Weise Selbstwirksamkeit erleben. Die Kinder lernen gemeinsam, sich sozial zu organisieren, Konflikte zu lösen und mithilfe bestimmter Strategien Ziele zu erreichen. Das Besondere daran ist, dass sie sich diese Ziele selbst stecken und sich daran ausprobieren dürfen - gleichgültig, ob es darum geht, einen Baum zu erklimmen oder einen besonderen Platz im Wald zu finden. Freies Spiel schafft den Raum, um der eigenen Neugier auf die Spur zu kommen. Es stärkt die Neugier und fördert damit wiederum begeistertes Lernen. Den meisten Kindern fehlt es aber an Möglichkeiten, frei und selbst organisiert (draußen) zu spielen. In einem mehr und mehr verschulten Alltag, in dem andere Angebote und Impulse vorherrschen, gewinnen digitale Welten an Anziehungskraft.
Gemäß Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention erkennen alle Vertragsstaaten das Recht des Kindes auf Spiel an. Der UN-Kinderrechtsausschuss hebt hervor, dass es freiwillig und eigenständig ausgeübt, also nicht nur durch Erwachsene angeregt werden solle. Hierfür benötigten Kinder einen überall zugänglichen, sicheren und möglichst anregenden und gestaltbaren Raum. Die räumliche Lebenswelt von Kindern hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aber erheblich und nachteilig verändert: Selbstständiges Erkunden der häuslichen Umgebung oder gefahrloses Spielen auf Straßen, Gehwegen und Plätzen werden in unseren Städten schwieriger. Natürliche oder gestaltbare Freiflächen sind rar oder weit entfernt.
Hier bieten gerade Waldkindergärten den Raum und die Gelegenheit, die geforderten Rechte wieder mit Leben zu füllen. Neben der Erziehung und der Förderung werden auch das Bedürfnis nach Spiel und Abenteuer und den anderen unter Punkt 2 ff. erwähnten Aspekten als wichtiger Baustein in die Bildungsarbeit integriert.
In Waldkindergärten können sich die Erfahrungsräume entfalten, die den Bedürfnissen und Notwendigkeiten der Kinder in ihrem Werden entsprechen.
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